BERICHT
BÄK-Memorandum stößt auf Kritik
Ein von der Bundesärztekammer (BÄK) vorgelegtes „Memorandum zur Präimplantationsdiagnostik“ ist auf scharfe Kritik gestoßen. In einem Schreiben an alle parlamentarischen Kollegen distanzieren sich die beiden Ärzte und Bundestagsabgeordneten Rudolf Henke (CDU) und Harald Terpe (Grüne) von der BÄK-Denkschrift. In dem Brief, der der Redaktion vorliegt, schreiben beide: „Als Mitglied des Vorstandes der Bundesärztekammer bzw. als Vorstandsmitglied der Ärztekammer Nordrhein und Mecklenburg-Vorpommern lehnen wir dieses Memorandum ab.“
Die Abgeordneten weisen darauf hin, dass der Gesetzgeber bereits 1995 die embryopathische Indikation, „die einen Schwangerschaftsabbruch bei vorliegender Behinderung des Kindes zuließ“, abgeschafft habe, „weil sie behindertes Leben diskriminiert.“ Und sie folgern: „Mit der Zulassung der PID würde diese Diskriminierung wieder in das deutsche Recht eingeführt.“
Die 22-seitige Denkschrift der BÄK liest sich über weite Strecken wie eine Aktualisierung des „Diskussionsentwurfs zu einer Richtlinie der Präimplantationsdiagnostik“, den der 105. Deutsche Ärztetag bereits 2002 in Rostock verworfen hatte. Inhaltlich entspricht sie weitgehend dem von den Bundestagsabgeordneten Peter Hintze (CDU) und Ulrike Flach (FDP) vorgestellten Gesetzentwurf, der die PID selbst dann gestatten will, wenn Eltern ein bloß erhöhtes Risiko besitzen, so genannte spät manifestierende Krankheiten auf ihre Kinder zu vererben.
Wörtlich heißt es dazu in dem Memorandum: „Gesonderte Reflexion bedarf es, ob eine PID im Einzelfall zulässig sein sollte, wenn die erblich bedingte Krankheit nicht schon bald nach der Geburt, sondern erst in späteren Lebensjahren aufzutreten droht. Rechts- und medizinethisch kann es nicht überzeugen, hierzu ein pauschales Verbot auszusprechen. Denn ein solches Verbot würde den Eltern und dem später heranwachsenden Kind geradezu eine Pflicht zum Nichtwissen auferlegen.“ Wie es heißt, soll das Memorandum auf dem Deutschen Ärztetag Ende Mai, Anfang Juni in Kiel diskutiert werden.
Das vollständige Memorandum finden sie hier.