UNTERSTÜTZER
PD Dr. Stephan Sahm

Die Befürworter einer Erlaubnis der PID versichern, die Anwendung der Methode begrenzen zu wollen. Es stellt sich jedoch die Frage, warum sie die PID in einigen Fällen für segensreich halten, in anderen als verwerflich erachten. Es wird vorgetragen, die PID solle keinesfalls allen, die sie wünschen, vielmehr nur einer kleinen Zahl von Ehepaaren zugänglich sein, die ein genetisches Risiko einer schweren Erkrankung in sich tragen. Niemand wolle einer neuen Eugenik das Wort reden. Ein Blick in einschlägige wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema nährt allerdings die Zweifel. Denn hier wird deutlich, dass sich die Indikationen, in denen eine PID erlaubt sein soll, nicht begrenzen lassen, sondern im Gegenteil ständig erweitert werden.
Das Vorliegen von Krankheitsgenen, deren belastende Folgen sich erst im mittleren Erwachsenenalter bemerkbar machen und einer Therapie zugänglich sind, werden zum Selektionskriterium. Auch die Geschlechtsselektion zum Zwecke des family balancing wird kommen. Schließlich wird die gezielte Verbesserung der Nachkommen durch genetische Manipulation an Embryonen zur Pflicht. Wer diese eugenischen Tendenzen abwenden will, dem bleibt nur eins: Die PID ausnahmslos zu verbieten.
IM PORTRAIT

PD Dr. Stephan Sahm
PD Dr. med. habil. Stephan Sahm, Jahrgang 1959, ist Chefarzt am Ketteler-Krankenhauses in Offenbach und lehrt am Fachbereich Medizin der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt. Sahm ist Arzt für Magen-Darm-Leiden, Krebsspezialist und Palliativmediziner und schreibt regelmäßig in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.